25 Jan Studie: Corona verschlimmert soziale Ungleichheit weltweit gleichzeitig
Forderung nach Gemeinwohlökonomie als Lösung für ein langfristig nachhaltiges und gerechtes Wirtschaftssystem
Durch die Corona-Pandemie droht die soziale Ungerechtigkeit weltweit erstmals gleichzeitig anzusteigen: Laut einer Studie der Entwicklungsorganisation Oxfam besteht die Gefahr, dass sich die sowieso schon prekäre soziale Schieflage der Welt weiter dramatisch verschlechtert.
„Die Pandemie zeigt wie ein Brennglas, dass unser Wirtschaftssystem die soziale Kluft in unserer Gesellschaft immer weiter auseinanderreißt. Und das in Deutschland, in der EU und weltweit“, sagt Manuela Ripa, EU-Abgeordnete der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP).
Nach den Daten von Oxfam, für die knapp 300 Fachleute aus 79 Ländern befragt wurden, konnten die 1.000 weltweit reichsten Menschen bereits innerhalb von neun Monaten nach Ausbruch der Corona-Krise etwaige Verluste wieder wettmachen. Die Menschen am unteren Ende der globalen Einkommens-Skala werden dafür mehr als ein Jahrzehnt brauchen.
„Die Krise trifft insbesondere die wirtschaftlich schwachen Menschen überproportional hart. Die Lage ist absurd: In Deutschland konnten die zehn reichsten Menschen ihr Vermögen im Schnitt um 35 Prozent steigern – gleichzeitig haben rund 40 Prozent der Erwerbstätigen Einkommen verloren“, so die EU-Politikerin weiter. „Aber Corona ist nicht die Ursache dieser verheerenden Ungleichheit – sie wird verdeutlicht. Die Wurzel liegt in einem Wirtschaftssystem, das blind und ungezügelt auf Profit gepolt ist. Ohne Rücksicht auf soziale Verluste. Das ist weder nachhaltig noch in irgendeiner Weise fair oder gesund. Und Corona zeigt uns, wie ernst die Situation ist.“
Wir müssen jetzt die Gelegenheit nutzen, um auf ein Wirtschaftssystem umzuschwenken, bei dem nicht finanzieller Profit, sondern der Beitrag zum Gemeinwohl das Maß aller Dinge ist
Manuela Ripa fordert, die Corona-Pandemie als Weckruf zu verstehen: „Macht und Einfluss dürfen nicht allein in der Hand großer Konzerne liegen. Wir müssen jetzt die Gelegenheit nutzen, um auf ein Wirtschaftssystem umzuschwenken, bei dem nicht finanzieller Profit, sondern der Beitrag zum Gemeinwohl das Maß aller Dinge ist: Je sozialer, ökologischer, demokratischer und solidarischer Unternehmen agieren und sich organisieren, desto bessere Bilanzergebnisse erzielen sie. Nur so werden wir wirklich nachhaltig und nur so schaffen wir eine gerechte Gesellschaft, die nicht nur den Geldbörsen der Superreichen dient, sondern in erster Linie das Wohlergehen von Mensch, Umwelt und Planeten in den Vordergrund stellt“, sagt Manuela Ripa abschließend.