Schreiben an die EU Kommission: Vorbeugende Antibiotika in der Landwirtschaft verbieten und die öffentliche Gesundheit schützen

Die EU will ab 2022 den vorbeugenden Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung verbieten. Allerdings lässt das Verbot in seiner jetzigen Form entscheidende Gesetzeslücken offen, die es dringend zu schließen gilt!

Im Zuge der World Antimicrobial Awareness Week (18. – 24. November 2020) hat Manuela Ripa, EU-Abgeordnete der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP), mit der Unterstützung von 20 weiteren EU-Abgeordneten, einen Brief an die EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides und den EU-Landwirtschaftskommissar Janusz Wojciechowski geschrieben, um den Gesetzesentwurf an den entscheidenden Stellen zu verbessern.

Jedes Jahr sterben in der EU über 33.000 Menschen an Infektionen mit multiresistenten Keimen. Eine erschreckende Zahl, insbesondere da die meisten dieser Todesfälle durch einen verantwortungsvolleren Umgang mit Antibiotika vermeidbar wären.

Rund 70 Prozent aller weltweit produzierten Antibiotika kommen in der Landwirtschaft zum Einsatz. Diese werden meist vorbeugend an gesunde Tiere in der Massentierhaltung vergeben, damit sich in dieser für das Tierwohl verheerenden Haltungsform keine Krankheiten unter den Tieren verbreiten. Äußerst problematisch ist jedoch, dass sich dadurch multiresistente Keime in den Tieren bilden, die beispielsweise über die Verarbeitung in der Küche oder den Konsum halbgarer Fleischprodukte an den Menschen gelangen.

In vielen Fällen können dann auch die hoch wirksamen Reserve-Antibiotika für den Menschen keine Rettung mehr sein, da diese sehr potenten Antibiotika bereits in der Massentierhaltung vergeben wurden. Entsprechend hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) antimikrobielle Resistenzen als eine der Top 10 Bedrohungen für die globale Gesundheit eingestuft, die bis 2050 weltweit für 10 Millionen Todesfälle jährlich verantwortlich sein kann – also für mehr als Krebs und Diabetes zusammen.

Manuela Ripa fordert für das geplante Verbot, die folgenden Aspekte dringend zu berücksichtigen:

Das geplante Verbot für die Vergabe von Antibiotika an gesunde Tiere ist ein richtiger und schon lange überfälliger Schritt.

Dennoch müssen wir genau darauf achten, dass die in dem Verbot vorgesehenen Ausnahmefälle – in denen Antibiotika dann doch wieder prophylaktisch vergeben werden könnten – nicht zur Regel werden und das gesamte Verbot damit umgehen.

  1. Reserveantibiotika müssen allein der Behandlung von Menschen vorbehalten sein
  2. Die Ausgabe von Antibiotika darf nur über eine Apotheke und nicht über den Tierarzt erfolgen
  3. Kontrollen müssen verstärkt, verbessert und verschärft werden
  4. Verbraucher*innen müssen durch eine verpflichtende und eindeutige Kennzeichnung von potenziellen Antibiotika-Risiken in Tierprodukten informiert werden
  5. Mehr und verbessertes Tierwohl in der Landwirtschaft, um den Antibiotika-Bedarf zu senken

Der Brief an die EU Kommissare Stella Kyriakides und Janusz Wojciechowski kann hier heruntergeladen werden.

„Das geplante Verbot für die Vergabe von Antibiotika an gesunde Tiere ist ein richtiger und schon lange überfälliger Schritt“, kommentiert Manuela Ripa hierzu. „Dennoch müssen wir genau darauf achten, dass die in dem Verbot vorgesehenen Ausnahmefälle – in denen Antibiotika dann doch wieder prophylaktisch vergeben werden könnten – nicht zur Regel werden und das gesamte Verbot damit umgehen. Diese massive Vergabe von Antibiotika ist ein Ergebnis der Massentierhaltung. Um also nachhaltig das Problem multiresistenter Keime zu lösen, müssen wir Massentierhaltung voll und ganz abschaffen“.