17 Apr MdEP Manuela Ripa (ÖDP) zur Debatte um das Moor Königsbruch bei Homburg: “Wirtschaftliche Interessen gehen mal wieder klar vor Umwelt und Naturschutz – stattdessen sollte Homburg mit gutem Beispiel vorangehen!”
(Brüssel, 15.04.2024) Trotz wiederholter Warnungen von Umweltorganisationen sieht die Zukunft des Moores Königsbruch bei Homburg düster aus. Die Pläne für eine Wiedervernässung scheinen auf Eis gelegt – oder wurden sogar gänzlich fallengelassen. Grund dafür ist der Rückzieher des Homburger Stadtrates, der nun doch von einer Wiedervernässung absehen will, um den Bau von Tiny Houses zu genehmigen. Manuela Ripa, Mitglied des Europäischen Parlaments für die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP), kritisiert diese Entscheidung scharf.
„Das Königsbruch ist ein Naturschutzgebiet, wo viele seltene Pflanzen und Tiere beheimatet sind. Es genießt den höchsten Schutzstatus der UNO als ‚Flora Fauna Habitat‘. Es ist absolut unverständlich, dass der Stadtrat eine Genehmigung erteilt, um dort, wo das Moor wieder entstehen sollte, ein Wochenendhaus-Gebiet mit ‚Tiny Houses‘ zu genehmigen. Anstelle dieser Siedlung wäre es zielführender, die Dörfer um Homburg herum wieder mit Leben zu füllen und den Leerstand im Ortskern anzugehen, um mehr Wohnraum zu schaffen. Ich rufe die Stadt Homburg dazu auf, angesichts der Klima- und Artenschutzkrise in der wir uns befinden, mit gutem Beispiel voranzugehen und die Änderung des Bebauungsplans im Königsbruch zugunsten der Tiny House Siedlung auf Eis zu legen. Insbesondere auch deshalb, weil das Gutachten zum Moor, das die Stadt in Auftrag geben wollte, immer noch nicht vorliegt.“
Neben der Frage der Bebauung steht auch die erweiterte Grundwasserförderung im Moorgebiet im Raum, die der Wasserversorger Ostsaar im vergangenen Jahr beantragt hatte. Sollte diesem Antrag stattgegeben werden, würde dies das Ökosystem weiter gefährden.
Moore haben eine extrem wichtige Funktion in der Natur. Sie speichern mehr Kohlendioxid als jedes andere Ökosystem und spielen deshalb eine wichtige Rolle beim Kampf gegen den Klimawandel. Als effektiver Wasserspeicher helfen sie zudem, Überschwemmungen und Flutkatastrophen zu vermeiden.
In den vergangenen Jahrzehnten wurden viele Moore trockengelegt, um sie für die Landwirtschaft nutzbar zu machen oder Torf für den Gartenbau zu gewinnen. Auch das Moor Königsbruch ist durch die Torfgewinnung und die damit verbundene Absenkung des Wasserspiegels stark beschädigt. Nach Angaben des NABU sind bereits große Flächen vertrocknet.
Diese Vertrocknung hat allerdings alarmierende Folgen: die Biodiversität im Moorgebiet geht verloren und große Mengen Kohlendioxid werden freigesetzt. Umso wichtiger sind Projekte, die die Wiedervernässung eines einst trockengelegten Moores zum Ziel haben.
Manuela Ripa, einzige saarländische Europaabgeordnete, erinnert daran, dass es noch im 18. Jahrhundert in der Saarpfalz ausgedehnte Sumpflandschaften gab. Sie wehrt sich gegen den Vorwurf, der Umweltschutz verhindere die Entwicklung des Tourismus in der Region. Denn eine Wiedervernässung des Königsbruchs wäre ein echtes Prestigeprojekt, mit dem man für Homburg und Umgebung werben könnte und das viele naturverbundene Menschen anziehen würde. Doch offenbar sei das nicht gewollt, so die ÖDP-Politikerin.
„Uns Umweltschützerinnen und Umweltschützern bläst derzeit leider ein scharfer Wind entgegen. Der Schutz des Klimas und der Biodiversität scheint in einer Welt zunehmender Konflikte auf einmal ein Luxusproblem zu sein. Dabei haben wir in Deutschland gerade den ersten Tag in 2024 mit über 30 Grad Celsius erlebt – und das Anfang April! Ein Temperaturrekord jagt den nächsten, und die derzeitigen Klimaschäden sind erst ein laues Lüftchen zu dem, was uns noch erwartet, wenn wir nicht umsteuern. Und dass eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind, hat seinen Grund darin, dass Flora und Fauna zunehmend ihres Lebensraums beraubt werden, und dazu gehören auch die Moore.“
Auf europäischer Ebene hängt der erst kürzlich vom Europäischen Parlament abgesegnete Gesetzesvorschlag zur Renaturierung der Natur bei den Mitgliedsstaaten im Rat fest. Darin war auch die Wiederinstandsetzung von Feuchtgebieten vorgesehen. Umso wichtiger, dass die Moorstrategie des Bundes, in der ebenfalls die Wiedervernässung von Mooren fordert wird, nun zeitnah umgesetzt werde, so die Europaabgeordnete.