27 Jan. Kinderkrebs: EU-weit ungleicher Zugang zu effektiven Behandlungen
Eine Krebsdiagnose bedeutet großes Leid für Patient*innen und ihre Angehörigen, wobei Erkrankungen bei Kindern mit besonderer Tragik verbunden sind. Die EU Kommission hat daher in 2020 den Europäischen Plan zur Krebsbekämpfung vorgestellt mit dem Ziel, die Belastung, die der Krebs für Patient*innen, ihre Angehörigen und die Gesundheitssysteme bedeutet, zu verringern. Allerdings ist in Europa der Zugang zu adäquaten Behandlungen bei Kinderkrebs immer noch ungleich verteilt.
Innerhalb der EU gibt es Unterschiede von bis zu 20 Prozent in der Überlebensrate durch meist soziale Faktoren ausgelösten ungleichen Zugang zu Standrad-Behandlungen und essentiellen Medikamenten. Dazu kommt, dass häufiger Medikamente für Krebserkrankungen im Erwachsenenalter entwickelt werden als für Kinder, da dies für Unternehmen oftmals wirtschaftlich interessanter ist. Insgesamt erkranken weniger Kinder als Erwachsene, zumal die Krankheit bei Kindern sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Und dennoch: Obwohl Kinderkrebs zu den sog. seltenen Krankheiten gehört, ist Krebs die häufigste Todesursache durch Krankheit bei Kindern von über einem Jahr, mit steigenden Fallzahlen. Jedes Jahr werden in der EU rund 20.000 Fälle diagnostiziert, von denen 6.000 nicht geheilt werden können. Bedingt durch vergleichsweise veraltete Behandlungsmethoden und Medikamente, haben mindestens 30 Prozent der überlebenden Kinder schwerwiegende Spätfolgen im Erwachsenenalter.
Die Heilungsraten bei Kindern stagnieren bis heute, was größtenteils auf fehlende, vom Markt getriebene Innovationen in der Krebsbekämpfung zurückzuführen ist. Hier besteht dringender Aufholbedarf!
Die Wissenschaft versteht noch nicht ganz, warum die Zahlen von Kinderkrebserkrankungen ansteigen und entsprechende Risikofaktoren können noch nicht vollständig eingeschätzt werden. Für eine bessere Krebsprävention bei Kindern muss deshalb stärker und weiter zu den Auslösern und Risikofaktoren geforscht werden.
Im Sonderausschuss zur Krebsbekämpfung befragen die EU-Abgeordneten in einer öffentlichen Anhörung am Donnerstag, 28. Januar zehn führende Expert*innen aus der Krebsforschung zu den Themen der Krebsbehandlung von Kinderkrebs und seltenen Krebserkrankungen. Ein besonderer Fokus wird dabei auf soziale Faktoren für den Zugang effektiver Krebsbehandlung gelegt.
Hintergrundinformationen zur öffentlichen Anhörung vom 28.01.2021 des Sonderausschusses zu Krebsbekämpfung.
Für eine bessere Krebsvermeidung setzt sich Manuela Ripa, die EU-Abgeordnete der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP), als Mitglied des Sonderausschusses zu Krebsbekämpfung im Europäischen Parlament ein und fordert in diesem Zusammenhang ein Verbot von krebserregenden Umweltgiften, sog. endokrinen Disruptoren, in Alltagsgegenständen wie Lebensmittelverpackungen, Kosmetika und Kinderspielzeug.
Manuela Ripa erkennt die Problematik der EU-weiten Ungleichheiten in der Kinderkrebsbekämpfung sowie die Forderung nach einer besseren grenzübergreifenden Zusammenarbeit und Datenaustausch: „Die Bekämpfung von Kinderkrebs erfordert individuelle medizinische Ansätze, die nicht mit den Therapien von erwachsenen Krebspatient*innen einhergehen. Die Heilungsraten bei Kindern stagnieren bis heute, was größtenteils auf fehlende, vom Markt getriebene Innovationen in der Krebsbekämpfung zurückzuführen ist. Hier besteht dringender Aufholbedarf!“
Vor diesem Hintergrund hat sich Manuela Ripa bereits letztes Jahr mit Vertreter*innen der European Society for Paediatric Cancer (SIOPE Europe), der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie und der Deutschen Kinderkrebsstiftung ausgetauscht. Besprochen wurden unter anderem die Ursachen von Kinderkrebs sowie eine bessere grenzübergreifende Kooperation und Datenaustausch zwischen den Mitgliedstaaten.