
07 Mai Gedenkfeier zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs auf europäischem Boden im Europäischen Parlament
Heute haben im Europäischen Parlament in Strassburg dem 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs auf europäischem Boden gedacht. Die Bilanz dieses vom verbrecherischen Naziregime begonnenen Blutbads sind über 60 Millionen Tote. Mehr als sechs Millionen europäische Jüdinnen und Juden wurden ermordet, Hunderttausende von Regimegegnern, Homosexuellen, Sinti und Roma sowie Behinderte wurden verfolgt und getötet.
Nicht zuletzt wegen des Schreckens des Zweiten Weltkriegs wuchs die Einsicht, dass nur durch eine engere Zusammenarbeit aller europäischen Völker eine Wiederholung derartiger Gräuel in Zukunft verhindert werden kann.
Als Saarländerin, die nur wenige Kilometer von der französischen Grenze entfernt aufgewachsen ist, bin ich mir der Bedeutung eines friedlichen Miteinanders bewusst. Bereits 1951 wurde mit der Unterzeichnung der Verträge für die „Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl“ EGKS durch Deutschland, Frankreich, Italien und die BeNeLux-Länder der Grundstein für die heutige Europäischen Union gelegt. Die EU ist ein weltweit einzigartiges, erfolgreiches Friedensprojekt, und ich bin stolz, dass ich seit 2020 dem Europäischen Parlament, der weltweit einzigen direkt gewählten supranationalen Institution angehöre.
Als Richard Weizsäcker den 8. Mai 1945 in einer Rede im Jahr 1985 als „Tag der Befreiung“ bezeichnete, wurde er dafür noch massiv angefeindet. Auch heute gibt es wieder Kräfte, die das damals Geschehene relativieren oder sogar verharmlosen. Im Deutschen Bundestag ist mittlerweile eine Partei die zweitstärkste Kraft, aus deren Reihen immer wieder Stimmen laut werden, die den Nationalsozialismus und seine schrecklichen Folgen als „Fliegenschiss“ bezeichnen oder das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin als „Denkmal der Schande“ bezeichnen. Deshalb müssen alle Demokratinnen und Demokraten entschieden gemeinsam daran arbeiten, dass diese Partei niemals an die Macht kommt und das Europäische Friedensprojekt EU zerstört.
Mit großer Sorge sehe ich auch, wie im heutigen Russland das Gedenken an den Zweiten Weltkrieg und die immensen Opfer der roten Armee zur Rechtfertigung des aggressiven Angriffskriegs gegen die Ukraine missbraucht wird. Dieser falschen Rekonstruktion von Geschichte müssen wir entgegentreten. Damit hat Russland auch sein Recht verwirkt, im Namen dieses Staates an Gedenkfeiern für den Frieden teilzunehmen.