07 Jan Besorgniserregender Trend: Fleischkonsum steigt weltweit trotz Schäden für Klima, Umwelt, Verbraucher:innen und Tierwohl
Immer wenige junge Menschen in Deutschland essen Fleisch, doch der Fleischkonsum weltweit ist weiter auf Wachstumskurs. Das ist das zentrale Ergebnis des aktuellen „Fleischatlas 2021“ des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Heinrich-Böll-Stiftung.
Wir brauchen jetzt ganz dringend einen Systemwechsel: Weg von der Massentierhaltung und hin zu weniger und gesundem Fleischkonsum.
„Das ist ein sehr besorgniserregender Trend“, sagt Manuela Ripa, EU-Abgeordnete der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP). „Zwar freut es mich zu sehen, dass insbesondere junge Menschen deutlich bewusster mit ihrem Fleischkonsum umgehen, doch dieses Bewusstsein ist noch nicht sehr tief in der Bevölkerung verankert. Dabei ist dieser billige und oft unverhältnismäßige Fleischkonsum die Wurzel vieler aktueller Probleme: Klimakrise, multiresistente Keime, Pandemien, mangelndes Tierwohl, Artensterben und Verfall der Biodiversität – um nur einige Punkte zu nennen.“
Systemwechsel für einen nachhaltigen Fleischkonsum
Manuela Ripa fordert ein Umdenken hin zum verantwortungsbewussten Fleischkonsum in der EU: „Wir brauchen jetzt ganz dringend einen Systemwechsel: Weg von der Massentierhaltung und hin zu weniger und gesundem Fleischkonsum. Dafür schlage ich ein europaweit einheitliches und verbindliches Fleischsiegel vor, auf dem – wie bei Zigarettenpackungen – mit bildlichen Darstellungen gezeigt wird, wie Tiere gehalten werden und was Fleischkonsum für Mensch, Tier und Umwelt wirklich bedeutet. So ein Siegel sollte auch Informationen zum Einsatz von Gentechnik, Antibiotika und Totalherbiziden enthalten.“
Vorschlag für ein EU-weit einheitliches und verbindliches Fleischsiegel mit Abbildung der Haltungsformen.
Weltweit steigender Fleischkonsum: EU muss handeln!
Die Fleischproduktion soll laut Schätzungen des Fleischatlas trotz verheerender Folgen für unsere Umwelt, Biodiversität, die öffentliche Gesundheit und das Tierwohl weltweit weiter steigen, auf rund 360 Millionen Tonnen in 2025.
„Um die Schäden, die durch diesen massenhaften Fleischkonsum auch über Im- und Exporte entstehen, auszugleichen, muss die EU eine Nachhaltigkeits-Abgabe auf Fleischprodukte einführen. Der Verkaufspreis von Fleisch im europäischen und internationalen Handel reflektiert nicht die Umweltkosten, die durch diesen hohen Fleischkonsum entstehen. Eine solche Abgabe würde dabei helfen, die Produktion und den Konsum von Fleisch nachhaltiger und verantwortungsbewusster zu gestalten und kann beispielsweise bäuerlichen Betrieben dabei helfen, Fleisch gesünder und besser zu produzieren. Es muss für Verbraucherinnen und Verbraucher auch ein Recht auf gesundes, nicht antibiotikaverseuchtes Fleisch geben. Das lässt sich mit Massentierhaltung aber nicht erreichen.“
„Die EU darf dieses Problem nicht weiter aufschieben und störrisch ihre katastrophale Agrarpolitik weiterverfolgen: Die völlig ungerechtfertigten Subventionen von industriellen Betrieben hat dazu geführt, dass in immer weniger landwirtschaftlichen Betrieben immer mehr Tiere gehalten werden. Diese Massentierhaltung braucht Unmengen an Futter, das wir in Form von Mais und Soja massenhaft aus Südamerika importieren – mit dem Ergebnis, dass dort immer mehr Regenwald neuen Feldern weichen muss. Wir dürfen nicht vergessen, dass für die Ausbreitung von Zoonosen wie Covid-19 auch diese radikale Ausbreitung von Agrarflächen verantwortlich ist.“