12 Mai MdEP Manuela Ripa (ÖDP) sehr besorgt über antibiotikaresistente Keime im Abwasser von Schlachthöfen
Die Agrarwende darf nicht länger verschleppt werden - die Kampagne "Agrarwende jetzt!" unterstützen
(Brüssel/12.05.2022) Die Anzahl von Keimen, gegen die kein Antibiotikum mehr wirkt, nimmt immer weiter zu. Einer Untersuchung von Greenpeace zufolge ist ein Großteil der Abwässer von Schlachtbetrieben in Deutschland mit solchen Keimen verseucht. Insgesamt waren 35 der insgesamt 44 Proben mit antibiotikaresistenten Bakterien belastet. Grund ist laut Greenpeace die massenhafte Produktion von Billigfleisch und die damit zusammenhängende, vorbeugende Gabe von Antibiotika an die Tiere.
Manuela Ripa, Abgeordnete des Europäischen Parlaments für die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP), fordert ein radikales Umdenken: „Wesentliche Ursache für die zunehmende Unwirksamkeit unserer lebenswichtigen Antibiotika ist die Industrielle Massentierhaltung. Es werden hier erheblich mehr Antibiotika verwendet als für humanmedizinische Zwecke. Hinzu kommen noch die illegalen Grauimporte aus anderen Ländern. Im Gegensatz zur Humanmedizin – wo sicherlich teilweise auch nicht indiziert Antibiotika verabreicht werden – erfolgt in der Massentierhaltung die Gabe von Antibiotika zum großen Teil vorbeugend an gesunde Tiere. Im Laufe von Jahren sind durch diese immensen Antibiotikamengen immer mehr Bakterienarten resistent geworden, insbesondere auch zunehmend gegen die hoch potenten und für die Menschen überlebenswichtigen Reserveantibiotika. Letztere werden in der Massentierhaltung weiterhin vorbeugend in großen Mengen bei gesunden Tieren eingesetzt. Dieses Vorgehen sollte so schnell wie möglich eingestellt werden!“
Die ÖDP-Politikerin setzt sich mit ihrer Kampagne „Agrarwende jetzt!“ für eine gänzlich andere Art der Landwirtschaft ein. Sie fordert, dass vom Gesetzgeber eine artgerechte Tierhaltung gesetzlich vorgeschrieben wird, bei der die vorbeugende Gabe von Antibiotika an gesunde Tiere und insbesondere das Verabreichen von Reserveantibiotika in der Tiermast verboten werden. Erforderlich ist der Übergang zu einem „gesundheitsorientierten“ Tierhaltungssystem wo u.a. die Überbelegung und übermäßige Herdengröße vermieden werden. Dadurch wird laut Studien auch der Stress der Tiere minimiert was wiederum den Einsatz antimikrobieller Mittel erheblich reduziert.
Darüber hinaus braucht es ein Verzicht von Genfutter aus Monokulturen sowie auf Totalherbizide wie Glyphosat. Nicht zuletzt muss auch die EU-Agrarförderung vorrangig für die ökologische, nachhaltige Landwirtschaft herangezogen werden. Insbesondere will Ripa die Einführung einer EU-weiten, verbindlichen Kennzeichnung auf Produkten erreichen, die die Haltungsform abbildet und auch über den Antibiotikaeinsatz aufklärt.
Was die Problematik der Antibiotikaresistenzen anbelangt, so ist das für viele – insbesondere immungeschwächte – Menschen eine Frage von Leben und Tod. Deshalb mahnt die Europaabgeordnete: „Schon heute sterben nach Berechnungen jährlich weltweit 700.000 Menschen an multiresistenten Keimen. Wenn nicht zügig einschneidende Maßnahmen gegen den massenhaften Verbrauch von Antibiotika in der Tiermast verabschiedet werden, ist in Zukunft laut Studien mit bis zu 10 Millionen Toten jährlich durch multiresistente Keime zu rechnen. Deshalb darf die Agrarwende nicht länger verschleppt werden.“
Manuela Ripa weist darauf hin, dass durch das Abwasser bzw. durch das Ausbringen von Gülle auf den Feldern auch Kulturpflanzen mit den Keimen in Berührung kommen. Dadurch sind selbst Vegetarier vor solch gefährlichen Bakterien nicht geschützt. Nach Meinung der ÖDP-Politikerin muss die massenhafte Produktion von Billigfleisch der Vergangenheit angehören. Sie bedeutet unsägliches Tierleid und stellt durch das Entstehen von multiresistenten Keimen eine Gefahr für unsere Gesundheit dar. Hinzu kommt, dass die industrielle Landwirtschaft massiv durch klimaschädliche Emissionen wie Methan zum Klimawandel beiträgt, Böden zerstört, das Grundwasser belastet und zu großen Teilen für das Artensterben verantwortlich ist. Außerdem bestärkt sie Hungersnöte in der Welt, da wertvolles Getreide als Futtermittel für die Tierproduktion verwendet wird. Für Manuela Ripa, die im Europäischen Parlament neben ihrem Sitz im Gesundheitsausschuss ebenso der „MEP Interest Group on Antimicobial Resistance“ angehört, ist dies alles nicht mehr länger hinnehmbar. „Wir brauchen klare politische Vorgaben, damit die derzeitige Fleischproduktion, mit der wir an dem Ast sägen, auf dem wir sitzen, der Vergangenheit angehört“, so die Europaabgeordnete.
Um den Druck auf die Entscheidungsträger zu erhöhen, ruft die ÖDP-Europaabgeordnete dazu auf, ihre Kampagne „Agrarwende jetzt!“ zu unterstützen.
Mehr Informationen: www.agrarwende-jetzt.de