Forscher sprechen sich für Postwachstums-wirtschaft aus

Ripa: „Wir von der ÖDP wissen schon lange: Grünes Wachstum ist eine Mär

 

(Brüssel/11.09.2023) Die beiden Ökonomen Jefim Vogel und Jason Hickel haben sich in einer Analyse in der Fachzeitschrift „The Lancet Planetary Health“ mit dem Konzept des „grünen Wachstums“ beschäftigt. Kernaussage ihrer Untersuchungsergebnisse ist, dass die notwendige Entkopplung der Wirtschaft von CO2-Emissionen viel zu langsam vonstatten geht, um die Pariser Klimaziele einzuhalten. Als Beispiel geben sie etwa Großbritannien an, das, obwohl Vorreiter beim Klimaschutz, seine Wirtschaft fünfmal so schnell von seinen CO2-Emissionen entkoppeln müsste. Deutschland steht noch viel schlechter da, denn hier müsste sich die Volkswirtschaft gemäß den Berechnungen binnen weniger Jahre mehr als 30-mal schneller abkoppeln als bisher. Laut den beiden Ökonomen sind solche Entkopplungsraten bei gleichzeitig steigender Wirtschaft nicht realistisch. Ihr Fazit: Ansätze für grünes Wachstum sind ungeeignet, damit die Industriestaaten ihre Pflichten gemäß Pariser Klimaabkommen erfüllen. Als Alternative nennen Vogel und Hickel Postwachstumsstrategien.

Die Europaabgeordnete Manuela Ripa von der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) sieht sich und ihrer Partei durch die Studie bestätigt. „Wir von der ÖDP setzen uns für eine Wirtschaftsform ohne Zwang zu ständigem Wachstum ein. Wir bekennen uns zu der Idee der Postwachstumsökonomie, die vom Grundsatz ‚Weniger ist mehr!‘ geleitet wird. Wir wollen mit weniger materiellem Aufwand mehr Lebensqualität erreichen. Dazu bedarf es eines grundlegenden Wandels der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Wir von der ÖDP wissen auf jeden Fall schon lange: Grünes Wachstum ist eine Mär.““

Die ÖDP-Politikerin betont, dass das aktuelle Wirtschaftsmodell, das auf endlosem Wachstum beruht, seine Grenzen erreicht hat. Das kontinuierliche Wirtschaftswachstum, welches insbesondere auf dem Verbrauch fossiler Brennstoffe basiert, führt zu einer katastrophalen globalen Erwärmung. Und das unendliche Streben nach Wachstum beruht auf der Erschöpfung der natürlichen Ressourcen, der Zerstörung der Biodiversität und der Entstehung von zu viel Abfall und Verschmutzung. Manuela Ripa setzt sich deshalb im Europäischen Parlament für die Postwachstumsökonomie ein. Im Mai dieses Jahres war sie im Parlament Mitorganisatorin einer dreitägigen Konferenz, auf der Strategien für eine europäische „Beyond Growth“-Wirtschaft entwickelt und vorgestellt wurden. Mit dabei waren hochrangige Redner aus der EU-Politik, der Wissenschaft, den Gewerkschaften, Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Organisationen.

 

Dazu Manuela Ripa: „Das öffentliche Interesse an einer zukunftsfähigen europäischen Wirtschaft ist so groß wie nie zuvor, und eine solche wegweisende Debatte im Europäischen Parlament ist ein starkes Symbol. Die Konferenz ‚Beyond Growth‘ bot eine einzigartige Gelegenheit, eine pluralistische Debatte darüber zu führen, wie wir Wege für ein gutes Leben innerhalb der sozialen und ökologischen Grenzen unserer Gesellschaft finden können. Mein Panel u.a. mit der weltbekannten Gründerin der Doughnut-Theorie, Kate Raworth, befasste sich mit der Frage, ob wir mittels Kreislaufwirtschaft innerhalb der planetaren Grenzen bleiben können. Es soll nicht bei dieser Konferenz bleiben, sondern weitere folgen. Es ist Zeit, dass die Grenzen des Wachstums endlich im Bewusstsein der europäischen Entscheidungsträger ankommen.“

Hier geht es zu der Veranstaltungsaufzeichnung: https://youtu.be/bumnAZ4wKmE

Informationen zu der Beyond Growth Veranstaltung sind hier zu finden: https://www.beyond-growth-2023.eu

Der Artikel im Lancet ist hier abzurufen:

https://www.thelancet.com/journals/lanplh/article/PIIS2542-5196(23)00174-2/fulltext