06 Jul MdEP Manuela Ripa (ÖDP) zur geplanten Deregulierung der Gentechnik
Ripa: „Vorsorgeprinzip darf nicht ausgehebelt werden!“
(Brüssel/06.07.2023) Wenn es nach dem Willen der EU-Kommission geht, sollen die strengen Regeln für gentechnisch veränderte Pflanzen in Europa künftig deutlich aufgeweicht werden. Der Änderungsvorschlag der Kommission sieht vor, dass Pflanzen, die mittels neuer Verfahren hergestellt wurden, nicht mehr unter die strengen Gentechnik-Regularien fallen sollen, sondern einen einfacheren Zulassungsprozess durchlaufen können, ähnlich dem von Pflanzen aus konventionellen Zuchtverfahren. Darunter sollen etwa auch gentechnisch veränderte Pflanzen fallen, die mittels Crispr/Cas-Genschere hergestellt wurden.
Die Europaabgeordnete Manuela Ripa von der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) kritisiert die geplanten Änderungen scharf. Insbesondere das Vorhaben, dass Lebensmittel von Pflanzen, die mittels Genschere hergestellt wurden und höchstens 20 gentechnische Veränderungen aufweisen, nicht mehr gekennzeichnet werden müssen, sei inakzeptabel. „Das Wegfallen der Hinweispflicht auf der Verpackung ist nicht hinnehmbar. Viele Menschen lehnen Gentechnik aus ethischen Gründen ab. Deshalb muss sichergestellt werden, dass auch weiterhin auf den Verpackungen draufstehen muss, was drin ist. Überdies lehne ich es ab, dass für Genscheren-Anbau künftig keine Risikoprüfung mehr vorgesehen ist“.
Die ÖDP-Politikerin befürchtet, dass durch die Deregulierung die Macht großer Unternehmen zunehmen würde. „Einige wenige Konzerne werden in der Lage sein, resistente, ergiebige und leicht zu verarbeitende Sorten mittels Genschere zu züchten, die dann den Markt dominieren. Dies wird zu höheren Saatgutpreisen, weniger Innovation in der Saatgutzüchtung und einer geringeren Verfügbarkeit, Vielfalt und Auswahl von Saatgut führen“, gibt sich die Europaabgeordnete überzeugt.
Manuela Ripa betont, dass sich die hohen Erwartungen an die Gentechnik bislang nicht erfüllt hätten. So hätten die Unternehmen bereits in der Vergangenheit mittels Gentechnik insektenresistente Pflanzen entwickelt. Doch schon nach kurzer Zeit hätten die Schädlinge Resistenzen gegen die aufgerüstete Pflanzenabwehr entwickelt. Deshalb würden die Risiken der Gentechnik den Nutzen bei Weitem übertreffen. „Das Vorsorgeprinzip darf nicht ausgehebelt werden“, warnt Manuela Ripa.
Stattdessen schlägt die Abgeordnete vor, die Pflanzengesundheit durch eine Ausweitung des ökologischen Anbaus zu erhöhen. „Abwechslungsreiche Fruchtfolgen, angepasste Düngung, eine geeignete Sortenwahl, Förderung und Schutz von Nützlingen sind deutlich nachhaltiger als der massive Einsatz von Pestiziden oder von Gentechnik“, erläutert die ÖDP-Politikerin.
„Da die Gefahren gentechnisch veränderter Pflanzen nicht ausreichend erforscht sind, werde ich mich gemeinsam mit meiner Fraktion gegen die geplanten Änderungen einsetzen.“, so die Europaabgeordnete abschließend.